Bergung - Allgemein
Für die sichere Bergung der Wasserraketen wird ein Fallschirm/Bergungsmodul benötigt. Dieses sollte im Idealfall im Gipfelpunkt der Flugbahn einen Fallschirm aus werfen am dem die Rakete sicher zu Boden gleiten kann. Hierfür gibt es sowohl mechanische als auch elektronische Möglichkeiten. Persönlich setze ich auf die elektronische Variante, es ist jedoch jedem freigestellt für was es sich entscheiden möchte. Ich möchte hier eine kleine Übersicht geben und sowohl Vor- und Nachteile erläutern.
Mechanische Fallschirmauslösung
Schwerkraft/Trägheit
Die einfachste Möglichkeit der Bergung besteht darin, der Rakete eine lose Spitze aufzusetzen: Unter dieser befindet sich der Fallschirm. Sobald dir Rakete fällt, löst sich die Spitze und der Fallschirm entfaltet sich. Für kleine Raketen ist diese Methode durchaus brauchbar. Jedoch besteht immer die Gefahr, dass schon während des Aufstiegs der Fallschirm ausgelöst wird.
Tommy Timer
Beim Tommy Timer handelt es sich um aufziehbares Kinderspielzeug. Dieses muss zerlegt werden und nur das "Uhrwerk" bleibt und wird als Timer verwendet. Wichtig hierbei, dass nach dem Aufziehen der Feder, die Welle langsam läuft. Aufziehbare Rennautos sind hierfür nicht geeignet. Es wird nun der Timer gespannt und eine Schnur um die Welle gewickelt. Auf der Startrampe wird die Welle noch mit Hilfe eines Trigger Stabes blockiert. Nach dem Start wickelt sich die Schnur nun langsam ab, sobald dies geschehen ist wird der Fallschirm freigegeben. Tommy Timer sind einfach in der Handhabung und leicht im Gewicht.
Elektronische Fallschirmauslösung
Mit Hilfe von elektronischen Bergungssystem lassen sich deutlich mehr Funktionen realisieren. Wobei hindurch auch die Komplexität der Elektronik steigt. Einfache Timer lassen sich noch diskret aufbauen. Komplexere Berungselektroniken verfügen hingegen über eigene Mikroprozessoren die mit Hilfe des Computer parametriert werden können.
Generell werden bei der elektronischen Bergung Servomotoren verwendet, welche über eine PWM angesteuert werden.
Die Möglichkeiten einer elektronischen Lösung sind vielseitig, hier einige der Interessantesten:
- Starterkennung
- Gipfelpunkterkennung
- Höhenmessung
- Flugdaten aufzeichnen
- Beschleunigungsmessung
- Ortungspiepser
- Sicherheits Timer (Falls der Gipfelpunkt nicht erkannt wurde)
- Mehrstufige Bergung
- ...
Im folgenden werden die verschiedenen Möglichkeiten einer elektronischen Bergung erläutert. Wobei auch Kombinationen dieser Anwendung finden.
Elektronischer Zeitgeber
Hierzu gehören "einfache" Schaltungen die nach einer zuvor definierten Zeit die Fallschirmkammer öffnen. Eine einfacher elektronischer Zeitgeber kann ein R/C Glied darstellen. Ein wenig aufwendiger ist die Umsetzung mit Hilfe einer diskreten Schaltung z.B. mit NE555. Natürlich auch mit Hilfe eines Mikroprozessors.
Vertreter dieser Kategorie ist z.B. ServoTimerMini
Magnetische Gipfelerkennung
Mit Hilfe eines Magnetfeldsensor wird die Lage der Rakete überwacht, wenn die Rakete im Gipfel die senkrechte Lage verlässt, wird bei einem zuvor definierten Winkel die Fallschirmkammer geöffnet.
In diese Kategorie gehören z.B. D-Mag und Magier.
Barometrische Höhenmessung
Mit Hilfe eines empfindlichen Drucksensors wird der barometrische Luftdruck gemessen. Anhand diesem kann der Gipfelpunkt der Rakete erkannt und der Fallschirm ausgelöst werden. Darüber hinaus kann die erreichte Höhe der Rakete sehr genau gemessen werden. Die meisten Bergungselekroniken arbeiten auf dieser Basis.
Vertreter dieser Kategorie sind z.B. SALT, Altimax,...
Es gibt auch eigene Entwicklungen: Experimenteller Altimeter für WaRa
Beschleunigungssensor
Mit Hilfe eines Beschleunigungssensor kann der Start detektiert werden, auch das Zurückfallen der Rakete kann erkannt werden. Eine Berungselektronik nur auf Basis eines Beschleunigungssensors ist mir nicht bekannt. Beschleunigungssensoren werden jedoch gerne zur Starterkennung und Datenerfassung verbaut.
Vor- und Nachteile
Mechanische Fallschirmauslösung
Vorteile
- Einfacher Aufbau
- geringes Gewicht
- wenige Komponenten
- günstig (kleiner 10€)
Nachteile
- wenige Möglichkeiten
- Auslösung vorbestimmt
Elektronische Fallschirmauslösung
Vorteile
- Flexible Konfigurationen
- Auslösung im Gipfelpunkt
- Ortungspiepser
- Datenerfassung inkl. maximale Höhe
Nachteile
- teuer (ab 10€ bis zu 100€ und mehr)
- Gewicht
- hohe Komplexität (Computer, Batterien, Konfiguration, etc.)
Die Entscheidung welche Bergungselektronik die passende ist muss jeder für sich treffen. Doch versteht es sich von selbst für eine kleine Rakete eine mechanische Lösung voll kommend ausreichend ist. Wird das Modell größer und komplexer kann eine elektronische Lösung die sicherere Variante sein.